Dresdner Schokoladenmädchen – Louisa Marie Eger (Konditorin) im Interview
Auch in Zeiten von Corona gilt es sich die Zeit zu versüßen. Im Wesentlichen dazu beitragen kann das Schokoladenmädchen der Konditoren-Innung Dresden. Wir haben die Konditorin Louisa-Marie Eger interviewt zu ihrer ganz besonderen Aufgabe als Dresdner Schokoladenmädchen.
1. Wie wird man eigentlich zum "Dresdner Schokoladenmädchen" und welche Voraussetzungen muss man dazu mitbringen?
Dresdner Schokoladenmädchen kann man werden, wenn man sich im Rahmen der Ausschreibung für diese Funktion bewirbt. Natürlich reicht die Bewerbung an sich nicht aus, denn eine Einladung zum Casting ist die folgende Hürde. Erst wenn man im Casting die Jury überzeugt hat, wird man von dieser als Dresdner Schokoladenmädchen engagiert. Um dieses Ehrenamt ausfüllen zu dürfen, muss man bestimmte Voraussetzungen mitbringen. So werden nur Mädchen/ junge Frauen zugelassen, die eine Ausbildung zur Konditorin in Dresden machen. Außerdem müssen ihre Arbeitgeber Mitglied in der Konditoren-Innung Dresden sein. Es ist ebenfalls essenziell wichtig, die Geschichte Dresdens als ehemalige Schokoladenhauptstadt Deutschlands zu kennen. Hierzu werden von der Jury umfangreiche Fragen gestellt. Und als letzten, aber auch wichtigen, Punkt ordne ich die erlangten Fähigkeiten und Kenntnisse während der Ausbildung mit ein. Die Begeisterung zum Beruf muss glaube nicht extra erwähnt werden.
2. Was ist denn die Aufgabe des "Dresdner Schokoladenmädchens" und wie ist es entstanden?
Das Dresdner Schokoladenmädchen ist eine recht junge Marke. Sie entstand im Jahr 2018 und soll das Handwerk und auch die Handwerkskunst des Konditors multisensual erlebbar machen. Es repräsentiert die Geschichte und Gegenwart der Dresdner Konditoren auf Messen, Ausstellungen, Firmenevents und vielem anderen mehr. Durch die junge Marke sind in seit Beginn sehr interessante Netzwerke entstanden, wovon alle Beteiligten sehr stark profitieren. Das Besondere an dem Produkt Schokolade ist, dass Schokolade zu fast jedem Produkt passt und man sich somit ergänzt. Positiv kommt hinzu, dass Schokolade kein Saisonprodukt ist. Das machte es für mich um so reizvoller, Dresdner Schokoladenmädchen zu werden.
3. Machst du das ganze Hauptberuflich oder neben der normalen Arbeit?
Dem Amt des Schokoladenmädchens komme ich neben meiner Ausbildung zur Konditorin nach. Da mein Betrieb mich bei dieser Aufgabe sehr unterstützt, wurde ich für die Termine bisher immer freigestellt von der Arbeit in der Patisserie im Hilton Dresden.
4. Du bist vom Beruf also Konditorin, was magst du an diesem Beruf und wie bist du dazu gekommen?
Konditorin bin ich erst ab dem 25.6., nach einer zweitägigen Prüfung Da findet meine Gesellenprüfung statt und ich erfahre direkt ob ich bestanden habe.
Nach meinem Abitur habe ich mich für eine Ausbildung im Handwerk entschieden, obwohl ich hätte studieren können. Aber in mehreren Praktika, die ich während der Oberstufe gemacht habe, konnte ich meine Freude an der handwerklichen Arbeit entdecken. Torten und Desserts zu kreieren ist meine Leidenschaft und so habe ich mich entschieden mein Hobby zum Beruf zu machen.
Auch der Tag der offenen Tür am BSZ für Ernährung und Agrarwirtschaft hat mich überzeugt, da ich sehen konnte, dass man eine kreative Ader braucht um auch die theoretische Ausbildung zu absolvieren.
5. Bringt dir dein Titel als "Dresdner Schokoladenmädchens" 2020 denn Vorteile für deine Karriere?
Ja definitiv. Dadurch hatte ich die Möglichkeit viele interessante Menschen aus meiner Branche kennen zu lernen. Und Kontakte knüpfen hilft der Karriere immer. Ich konnte mich mit vielen Konditoren unterhalten, die für mich auch noch den ein oder anderen Rat hatten, wie man ein paar Stolpersteine auf dem Karriereweg aus dem Weg gehen kann. Besonders auf der Touristik Messe f.r.e.e. in München konnte ich gute Kontakte knüpfen.
6. Hast du selbst ein Vorbild in deiner Branche, wenn ja, wem und warum?
Durch Social-Media konnte ich mir während meiner Ausbildung viele Vorbilder sammeln. Aber im realen Leben haben mich bisher am meisten mein Chef im Hilton Dresden und mein Chef in der Patisserie „Fournil Stehelin“, in der ich ein dreiwöchiges Praktikum gemacht habe, geprägt. Bei ihnen konnte ich lernen, dass man „trotz“ Berufsalltag auch nach vielen Jahren noch große Freude und Leidenschaft für die Patisserie haben kann, und vor allem haben sollte. Sie haben mir gezeigt, dass zusätzliche Arbeit für einen Job den man liebt, keine Zeitverschwendung ist, sondern eher eine Art der Selbstverwirklichung.
Ich hätte vor drei Jahren nicht gedacht mit einem Beruf, welcher frühes Aufstehen und körperliche Arbeit beinhaltet, dauerhaft so glücklich zu werden.
- Louisa Marie Eger - Dresdener Schokoladenmädchen (2019 / 2020) & Konditorin in Ausbildung
7. Gibt es viele Frauen in deinem Beruf? Würdest du wieder eine Ausbildung als Konditorin machen, wenn ja warum?
Ich würde sagen, es ist gemischt. In Chefpositionen gibt es hauptsächlich Männer. Die meisten Gesellen sind hingegen Frauen. Auch in meiner Berufsschule sehe ich das. Bei fast 25 Mädchen haben wir nur 2 Jungen.
Die Ausbildung zur Konditorin kann ich nur weiterempfehlen. Das habe ich besonders auch bei der Karrierestart Messe in Dresden getan. Vor allem habe ich mit vielen Jugendlichen geredet die sich auch nach einem Studium umgeschaut haben und konnte viele überzeugen auch eine Ausbildung in Betracht zu ziehen. Eine Ausbildung, besonders die praktische Arbeit hat mir schnell gezeigt, was mir in der Zukunft wichtig sein wird in meinem Beruf und worauf ich achten muss. Ich glaube solche Eindrücke über das Arbeitsleben bekommt man während des Studiums nicht.
Also nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich finde die Möglichkeit des Studierens großartig und bin mir sicher, dass es für viele der richtige Weg ist. Nach meiner Ausbildung möchte ich selbst auch noch studieren. Nur fände ich es schön, dass das Studium, gerade für Abiturienten, nicht als einziger Weg dargestellt wird, da es viele Möglichkeiten gibt in das Berufsleben einzutauchen.
Ich hätte vor drei Jahren nicht gedacht mit einem Beruf, welche frühes Aufstehen und körperliche Arbeit beinhaltet, dauerhaft so glücklich zu werden. Vielleicht bilde ich mich auch noch weiter und mache noch eine anschließende Ausbildung zur Chocolatiere.
8. Wie laufen die Ausbildung und die spätere Arbeit als Konditorin denn ab? Welche Möglichkeiten bietet der Beruf in Zukunft? (ist der Beruf zukunftssicher?)
Der Beruf ist sehr zukunftssicher. Als gelernte Konditorin hat man überall die Möglichkeit einen Job zu bekommen, denn überall werden Fachkräfte gesucht.
In der dreijährigen Ausbildung lernt man in der Praxis und in der Theorie alles Wichtige für den späteren Berufsalltag. Im ersten Jahr bekommt man noch viel gezeigt, während im zweiten und dritten Lehrjahr eigenständiges Handeln gefordert wird. Die Art der Ausbildung ist sehr abhängig davon wo man sie absolviert. So sieht mein Berufsalltag in einer Hotelpatisserie ganz anders aus als der von meinen Klassenkameraden die in einem Konditoreicafe oder in einer Konditorei mit Bäckerei arbeiten. Allgemein kann man aber sagen, all das was in den Auslagen von Konditoreien zu sehen ist, das produzieren wir. Vom Backen von Tortenböden oder Keksen bis hin zum Herstellen von Schokoladendeko und Ausgarnieren von Buttercremetorten ist alles dabei. In der Patisserie im Hilton erstellen wir im Team jedes halbe Jahr eine neue Tortenkarte für unsere Cafes. Dabei soll auch ich mich immer mit einbringen und eigene Rezepte entwickeln. Im Hotel gibt es natürlich auch große Veranstaltungen für die Buffets geplant werden. Auch dabei ist kreative Arbeit gefragt und zwar von jedem.
Außerdem gab es während des zweiten Lehrjahrs für uns die Möglichkeit einen Austausch mit einer Partnerstadt zu machen. In meinem Fall war das Bordeaux in Frankreich. Es gab aber auch schon Reisen nach England und Italien. Dort hatten wir drei Wochen lang die Möglichkeit, jeder in einer Patisserie zu sehen wie die Ausbildung dort abläuft und von der landestypischen Patisserie zu lernen. So ein internationaler Austausch ist eine großartige Möglichkeit über sich selbst hinaus zu wachsen. Als ich im Januar 2019 in Frankreich war und allein in einer französischen Patisserie konnte ich kein Wort Französisch. Aber die Kommunikation stellte überhaupt kein Problem dar. Wenn man lernen möchte und sich verstehen möchte, dann tut man das auch.
Nach der Ausbildung (die man im Übrigen auch auf 2 oder 2,5 Jahre verkürzen kann) arbeitet man zunächst als Geselle. Man kann sich immer weiterbilden durch verschiedene Konditoreikurse die von der Handwerkskammer angeboten werden. Nach ein paar Jahren Berufserfahren könnte man zum Beispiel seinen Meister machen. Auch das besteht aus Theorie und Praxis. Auch eine Weiterbildung zum Chocolatier oder als Schokoladensommelier ist möglich. Man kann in Konditoreien, Cafes oder Hotels arbeiten. Man könnte aber auch zu großen Firmen gehen und dort an der Produktentwicklung mitwirken. Nicht zu vergessen, dass man auch sein eigenes Cafe oder eine eigene Konditorei eröffnen könnte.
Was mich angeht, wollte ich eigentlich ein Angebot von Erasmusplus wahrnehmen, was mir ermöglicht hätte in alle europäischen Länder meiner Wahl zu reisen und dort Praktika in Patisserien zu absolvieren. Bezahlt werden dann die Reisekosten und ich hätte eine Art Taschengeld bekommen, mit dem ich mir mein Leben im Ausland hätte finanzieren können. Mein Ziel war Frankreich, weswegen ich auch seit einem Jahr Französisch an einem Institut lerne. Auch Belgien und Schweden waren für mich in der engeren Wahl. Bis zu einem Jahr nach meiner Prüfung hätte ich arbeiten und reisen können. Leider hat mir die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Sie sehen also es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Während und nach der Ausbildung.
9. Was möchtest du den Menschen da draußen gern von Herzen noch mitteilen?
Es ist ein großartiger Beruf, der aber auch viel Respekt verdient. Jeder der schon einmal zuhause eine Torte selber gebacken hat, der weiß, dass das nicht ganz so leicht ist, wie es auf Instagram immer aussieht. Handwerkliche Arbeit hat ihren Preis und das ist auch absolut gerechtfertigt. Wer gute Qualität möchte sollte auch bereit sein für ein gutes Produkt einen angemessenen Preis zu bezahlen. Konditor sein, bedeutet nämlich mehr als nur ein bisschen Kuchen backen. Dafür ist eine dreijährige Ausbildung und eine sehr anspruchsvolle Prüfung notwendig. Es kann sich also nicht jeder einfach so Konditor nennen.
Gerade in der Zeit in der viele Konditoreien oder Cafe´s nur einen Teil ihrer Produktpalette anbieten können oder Chocolatiere das Osterfest ganz auslassen mussten ist es wichtig, die Läden zu unterstützen, bei denen man nach der Corona-Pandemie wieder einkaufen möchte.